Internationaler Tag der Familie am 15. Mai
Belastungen der Frauen und Mütter ernst nehmen
Der 15. Mai wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag der Familie erklärt. Weltweit wird an diesem Tag die zentrale Bedeutung von Familien für den gesellschaftlichen Zusammenhalt gewürdigt. Auch in Deutschland ist Familie für die meisten Menschen ein unverzichtbarer Wert – sie steht für Geborgenheit, Verantwortung und gegenseitige Unterstützung.
Gleichzeitig ist Familie heute vielfältiger denn je: Patchwork-Konstellationen, Alleinerziehende, gleichgeschlechtliche Eltern sowie generationsübergreifende Lebensgemeinschaften gehören längst zur gelebten Realität. Diese Vielfalt fordert gesellschaftliche Anerkennung und politische Unterstützung. Gleichwohl sei weiterhin mit Mythen über „die heile Familie“ oder „klassische Rollenbildern“ aufzuräumen, ist sich Verena Hahn, Zweite Vorsitzende des Landesfrauenrats Baden-Württemberg (LFR BW) sicher. Fakt sei, dass Gewalt in der Familie, abwertende Glaubenssätze im Hinblick auf Frauen und Mädchen und sexistische „Selbstverständlichkeiten“ weiterhin legitimiert, beschönigt oder verschleiert würden. Der Alltag vieler Frauen wiche aufgrund ihrer sozialen Rolle und geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung darüber hinaus von dem vieler Männer ab, was zusätzlich zu einer großen mentalen Last bei Frauen führt.
Am Beispiel der Mobilität festgemacht, führt Hahn aus: „Frauen legen zwar mehr Wege zurück, aber diese sind tendenziell kürzer und sie nutzen weniger häufig das Auto, dafür aber vermehrt den öffentlichen Nahverkehr und gehen öfter zu Fuß oder fahren Rad. Die Doppelbelastung vieler Frauen führt zu einem erhöhten Mobilitätszwang und Zeitdruck.“
Das Land Baden-Württemberg bekennt sich ausdrücklich zu mehr Familienfreundlichkeit. Die Förderung von Familien ist ein erklärtes Ziel der Landesregierung. Einen aktuellen Beitrag dazu leistet das Statistische Landesamt mit dem 2024 erschienenen GesellschaftsReport BW unter dem Titel „Familie als starke Mitte“. Der Bericht beleuchtet unter anderem die Verteilung von Sorgearbeit in Familien und benennt konkrete Herausforderungen:
- Mütter in Baden-Württemberg verbringen durchschnittlich 2 Stunden und 16 Minuten täglich mit der Betreuung ihrer Kinder – eine Stunde mehr als Väter.
- Auch bei der Hausarbeit tragen Mütter den großen Anteil, während Väter häufiger seltener anfallende Aufgaben wie Reparaturen übernehmen.
- Rund die Hälfte der befragten Mütter schätzt, mehr als den gerechten Anteil an Sorgearbeit zu leisten.
Als Handlungsempfehlung nennt der Bericht unter anderem die Stärkung familiärer Ressourcen, den Ausbau von Selbsthilfepotenzialen sowie ein familienfreundliches Umfeld – unterstützt durch Angebote wie Familienbildung, -beratung und -erholung. Diesen Ansatz begrüßt der LFR BW: „Was Familien brauchen, sind konkrete Änderungen: Gerechtere Verteilung von Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle Elternteile, mehr Entlastungsangebote im Alltag und echte finanzielle Absicherung, insbesondere für Alleinerziehende“, stellt Ute Mackenstedt, Erste Vorsitzende des LFR BW, fest. „Am Internationalen Tag der Familie erinnern wir nicht nur an den hohen gesellschaftlichen Wert familiärer Strukturen, sondern sehen auch auf die Schattenseiten zum Nachteil der Frauen.“
Quellen:
GesellschaftsReport BW Ausgabe 2 – 2024 Familien als starke Mitte – Ein Blick auf Baden-Württemberg: https://www.statistik-bw.de/FaFo/Familien_in_BW/R20242.pdf, abgerufen am 11.05.2025