PRESSEMITTEILUNG

Herzinfarkt ist nicht gleich Herzinfarkt

Konferenz zur geschlechtersensiblen Medizin des Landesfrauenrates Baden-Württemberg

Die Symptome eines Herzinfarkts sind bei Männern völlig andere als bei Frauen. Männer würden ihre Beschwerden mit „einem Elefanten, der auf der Brust sitzt“ und Ausstrahlungen in den linken Arm beschreiben. Bei Frauen ist die Palette der Symptome groß und eine völlig andere. Sie reichen beispielsweise von Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch über totale Erschöpfung bis zu Rücken- und Nackenschmerzen. Um über Geschlechtersensible Medizin aufzuklären, veranstaltete der Landesfrauenrat Baden-Württemberg am

12. Mai 2023 eine Frauengesundheitskonferenz in Stuttgart in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Baden-Württemberg. Das Interesse war sehr groß, mehr als 160 Teilnehmende fassten die Räumlichkeiten aber nicht.

Die zwei Keynote-Speakerinnen Birgit Derntl, Professorin an der Universität von Tübingen, und Bettina Pfleiderer, Professorin an der Universität Münster, führten aus, wie dringend die geschlechtersensible Medizin sowohl in der Forschung, Lehre und Praxis vorangetrieben werden muss. Wissenschaftliche Studien, die das Geschlecht berücksichtigten, wären eher die Ausnahme, obwohl statistische Daten zum Beispiel bereits belegten, dass Männer häufiger einen Herzinfarkt als Frauen bekommen, aber Frauen öfter als Männer daran sterben. Gleichwohl gehöre der Herzinfarkt zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen. Solche Daten fehlten aber in der Breite.

In ihrem Grußwort wies die Ministerialdirektorin des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg Leonie Dirks darauf hin, dass Frauen im Alltag beispielsweise durch Familie, Pflege oder Beruf häufig mehrfachen Belastungen ausgesetzt seien. Dies müsse sich auch in der Forschung und Krankenversorgung entsprechend widerspiegeln: „Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheitsforschung und Planung, der Gesundheitsförderung, Krankenversorgung und Rehabilitation weiter zu verbessern. Denn angemessene Präventions- und Therapiemaßnahmen dürfen keine Frage des Geschlechts sein. In Baden-Württemberg forschen bereits alle medizinischen Fakultäten zur geschlechtersensiblen Medizin – und sensibilisieren Studierende entsprechend früh für das Thema. Auch Veranstaltungen wie die des Landesfrauenrats sind in dieser Hinsicht enorm wichtig.“

In weiteren Fachvorträgen mit anschließenden Workshops gaben Expertinnen Einblick in die vielfältigen Herausforderungen der Frauengesundheit mit Schwangerschaftsabbruch, Traumafolgen bei Gewalt gegen Frauen und Selbstfürsorge trotz Mehrfachbelastung von Frauen mit Familie, Pflege, Arbeit und Ehrenamt. Außerdem wurde die Konferenz von einem Markt der Möglichkeiten durch 13 Frauengesundheitsorganisationen begleitet und bot so Chancen zum Austausch und zur Vernetzung. Es wurde auf der Konferenz befürwortet, ein Bündnis für Frauengesundheit in Baden-Württemberg zu gründen, da das Bewusstsein in der Gesellschaft dringend geschärft werden müsse.

 „Die Medizin muss systematisch an die Besonderheiten von Frauen angepasst werden. Der Blick auf geschlechtersensible Aspekte hat sich zwar in manchen Bereichen geschärft, aber das reicht bei weitem nicht aus“, betonte die Erste Vorsitzende des Landesfrauenrates Baden-Württemberg Ute Mackenstedt. Die fehlende Berücksichtigung der Frau bei der Datenerhebung, Gender Data Gap genannt, verursache Verzerrungen in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung, die bis zur Fehlversorgung führten.