23.04.2021 Beschluss der digitalen Delegiertenversammlung des LFR

Der Landesfrauenrat fordert die Landesregierung Baden-Württemberg und den Landtag auf, die befristete Finanzierung des Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Baden-Württemberg, ansässig im Diakonischen Werk Württemberg, zu entfristen und in eine Dauerfinanzierung überzugehen.
Das Ministerium für Soziales und Integration fördert derzeit das Innovations- und Kompetenzzentrum in einem Projekt von 9/20 bis 12/21 durch die Förderlinie „Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg“.
Begründung für den Antrag auf dauerhafte Finanzierung:
Mit rund 90% Frauen ist die Hauswirtschaft ein hauptsächlich weibliches Erwerbsfeld. Mit rund 85% gilt dies auch nach wie vor für den Pflegesektor. Die Corona-Pandemie hat sichtbar gemacht, wie relevant diese Sektoren für die Gesamtgesellschaft sind. Es ist dezidiertes Fraueninteresse, hier zu einer guten Wahrnehmung und zum Ausbau der Erwerbsfelder zu kommen.
Das Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft, angesiedelt im Diakonischen Werk Württemberg, hat u.a. die Aufgabe, zur Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung, zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen, und zur sektorenübergreifenden Vernetzung im Gesundheitssektor (Kliniken, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Betreuungseinrichtungen, ambulante Versorgung für Personen jeden Alters und jeder Lebenslage etc.) beizutragen.

Vor dem Hintergrund des kontinuierlich schrumpfenden Arbeitskräftepotenzials und des steigenden Bedarfs an Fachkräften im Gesundheitssektor ist es erforderlich, Konzepte für die Gewinnung und Qualifizierung von hauswirt-schaftlichen Fachkräften zu entwickeln und die Potentiale der Hauswirtschaft für die Gesundheitsförderung und Prävention aufzuzeigen.
Professionelle Hauswirtschaft muss politisch neben der Pflege auch in Gesetzesentwürfen und Fragen der Refinanzierung einen festen Platz bekommen. Eine solche Netzwerkarbeit und die Aufwertung der relevanten haus-wirtschaftlichen Betreuung und Versorgung ist im Rahmen eines 16-monatigen Projektes nicht mit Nachhaltigkeit zu erzielen.

Der Mehrwert eines langfristig angelegten Innovations- und Kompetenzzentrums Hauswirtschaft im Land Baden-Württemberg besteht

  • in einer Optimierung der Gesundheitsversorgung durch bedarfsgerechte und an Kompetenzen orientierte multiprofessionelle Zusammenarbeit verschiedener Professionen (Hauswirtschaft, Pflege, Medizin, Pädagogik, Heilpädagogik).
  • Sowohl in privaten Haushalten (z. B. im Quartier) als auch in institutionellen Wohn- und Betreuungsformen braucht Baden-Württemberg gute hauswirtschaftliche Versorgung und Unterstützung für jedes Alter (Kinder, Familien, pflegende Angehörige, hochbetagte Menschen oder Menschen mit Behinderungen). Diese muss durch verbesserte Rahmenbedingungen sichergestellt werden;
  • in einem aktiven Engagement gegen den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen durch Qualifikation und Akquise hauswirtschaftlicher Fachkräfte, an denen es heute bereits genauso mangelt wie an Pflegepersonal, sowie in der Entlastung von Pflegekräften aufgrund einer Neuorganisation von Aufgaben und Verantwortlichkeiten;
  • in der Stärkung des Ausbildungsberufes, der gute Chancen für Jugendliche, berufliche Wiedereinsteigerinnen oder auch Migrantinnen bietet und in einem krisensicheren Arbeitsmarkt verortet ist.

Das Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Baden-Württemberg arbeitet selbstverständlich für alle Belange der professionellen Hauswirtschaft, übergreifend für alle Wohlfahrtsverbände und Institutionen.
Insbesondere die Pandemie hat gezeigt, dass Hauswirtschaft systemrelevant ist und in zahlreichen Einrichtungen Hygiene, Versorgung und Betreuung gewährleisten kann.
Baden-Württemberg braucht ein dauerhaft finanziertes Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft, um die anstehenden Aufgaben auch in Zukunft zu meistern.