Pressekonferenz zum Start der gemeinsamen Kampagne #RotlichtAus des Landesfrauenrates Baden-Württenberg und SISTERS e.V. am 22.09.2020 im Stuttgarter Rathaus

Hier ein Ausschnitt der Pressekonferenz, der als Beitrag am 22.09.2020 um 18:00 Uhr bei REGIO-TV lief.

Die Gleichstellungsstelle der LHS Stuttgart unterstützt auf der Grundlage eines Gemeinderatsbeschlusses vom Juli 2019 und entsprechender Bereitstellung notwendiger Haushaltsmittel die Umsetzung der Kampagne rotlichtaus des Landesfrauenrats und SISTERS e.V., vom 23.09.20 bis 15.10.2020. Ziele der Kampagne sind die Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit in Bezug auf die Missstände in der Prostitution und gleichzeitig das Aufmerksam machen potenzieller Freier auf die Prostitutionsproblematik.
„Einen Menschen zum Konsumartikel zu degradieren, ist mit der Würde des Menschen nicht vereinbar. Ein Freier tut genau dies,“ zitiert Prof. Dr. Monika Barz, Vertreterin des Vorstands des Landesfrauenrats Baden-Württemberg ein Positionspapier aus dem Jahr 2013, das weiterhin Gültigkeit hat. „Prostitution zerstört die Würde aller Frauen und Männer – nicht nur die der Prostituierten und Freier.“

Karen Ehlers, Vertreterin des Vorstands von SISTERS e.V. ergänzt dazu: „Prostitution ist weder Sex noch Arbeit, sie ist die älteste Form der Ausbeutung von Frauen.“

In Stuttgart gibt es nach den Erkenntnissen der Polizei 1.032 weibliche* Prostituierte (Stand 2018). Etwa 88 % sind aus dem Ausland, vorwiegend aus dem osteuropäischen Raum. Von einer hohen Dunkelziffer ist sowohl bei Männern* als auch Frauen* auszugehen. Der überwiegende Anteil der Prostituierten* ist der Armutsprostitution zuzurechnen. Dabei sind die Übergänge zwischen Armuts- und Zwangsprostitution fließend.
Dr. Ursula Matschke, die Gleichstellungsbeauftragte der LHS Stuttgart hat, auf Anregung des Beirats für Gleichstellungsfragen, 2016 federführend einen interdisziplinär zusammengesetzten Runden Tisch zur „Verbesserung der Situation von Prostituierten* in Stuttgart“ eingerichtet “Es gibt noch viele blinde Flecken, die wir kontinuierlich zu Arbeitsschwerpunkten machen werden“, fasst sie die bisherigen Aktivitäten des Runden Tisches zusammen, wie etwa die Fortsetzung der Stuttgarter Freierkampagne, die Erweiterung und Intensivierung der Ausstiegsprogramme,
Prostituierte* und deren prekäre, familiäre Situation (Kinder, Partner)“.

Es besteht Einigkeit unter den Teilnehmenden, dass eine intensive Freierkampagne, mit dem Ziel, die Nachfrage nach Prostituierten* zu reduzieren, eines der Schwerpunktziele gemeinsamen Arbeitens ist. Hierzu wurden unterschiedliche Module entwickelt, die lokal bzw. regional bereits pilothaft erprobt werden konnten.

Die Kampagne #RotlichtAus ist das erste von 4 Modulen das jetzt in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle LHS Stuttgart umgesetzt wird. Die Dachkampagne #RotlichtAus entstand aus einer Kooperation des Landesfrauenrats Baden-Württemberg und SISTERS e.V. Die Kampagne wurde 2017 ins Leben gerufen und entwickelte Informationsmaterialien auf Spendenbasis. Ziel ist es, potentielle Freier auf die Prostitutionsproblematik aufmerksam zu machen. Die Datensätze werden Kommunen kostenlos zur Verfügung gestellt, für die Produktion sind die Kommunen selbst zuständig. Die Kommunen haben die Möglichkeit ihr Stadtlogo auf die Materialien zu drucken. Städte können mit diesen Materialien den öffentlichen Raum gestalten. Die Kampagne profitiert von einem großen Wiedererkennungswert, beispielsweise wurden sie als Hintergrund in der Landeschau verwendet. Es sollen Plakatierung, Kinospots und die Präsenz in sozialen Medien ausgebaut werden.

Der Landesfrauenrat Baden-Württemberg bedankt sich bei den Gemeinderatsmitgliedern* der LHS Stuttgart, die im Rahmen der Haushaltsabschlüsse, die Notwendigkeit erkannt haben die Kampagne #RotlichtAus umzusetzen!