Amalie Volz – Ort 2

AMALIE VOLZ

LEBENSDATEN
01.12.1878 – 13.10.1962

sozial tätige Kirchenfrau

ERINNERUNGSORT 1
Blarerplatz, 73728 Esslingen am Neckar

ERINNERUNGSORT 2
Mühlbachstraße 12, 73054 Eislingen/Fils

Amalie Volz wird als Amalie Sixt am 01. Dezember 1878 in Eislingen als Tochter einer christlichen, wohlhabenden Fabrikantenfamilie geboren. Zusammen mit ihrer Schwester wird sie als junges Mädchen in ein Pensionat nach Lausanne geschickt. Zurückgekehrt nach Deutschland heiratet Amalie 1901 den 16 Jahre älteren Finanzbeamten Hugo Volz.

Amalie engagiert sich in der evangelischen Kirche und deren Frauenarbeit, gründet während des Ersten Weltkriegs in Waiblingen – ihrem damaligen Wohnort – in den Räumen einer Seifenfabrik einen Evangelischen Arbeiterinnenverein. Für den gerade erst 1919 gegründeten Evangelischen Volksbund in Württemberg, eine neuartige und überparteilich verankerte Laienbewegung, wird Amalie Volz zur Vorsitzenden und Bezirksvertreterin der Frauenabteilung gewählt.

Ihre praktische Arbeit richtet Amalie seit jeher auf die Verbindung von Bildung, Seelsorge und Hilfe unter dem Credo der Offenheit für Frauen jeglicher Konfession aus.

Diesen Aspekt vor Augen, gründet Amalie 1928 schließlich die erste evangelische Mütterschule Württembergs in Esslingen: Im Keller der Esslinger Mädchenvolksschule erhält sie einen Raum für die ersten Kurse, in denen Frauen sich auf verschiedenen Feldern bilden können. Amalie gewinnt einen wohlhabenden weiblich besetzten Ausschuss, der die finanziellen Mittel für Bildung und Kirchenbindung bereitstellt.

Amalie kann den Gleichschaltungsbestrebungen der Nationalsozialisten bis 1935 Stand halten. Fortan befindet sie sich auf der ‚Schwarzen Liste‘, die Mütterschule muss an die NS-Frauenschaft übergeben werden. Amalie Volz konzentriert sich nun auf ihre kirchliche Arbeit, bis sie im Januar 1946 nach Kriegsende die Mütterschule wieder übernehmen kann. Die Genehmigung dafür erhält sie durch die amerikanische Militärregierung aufgrund ihrer nachweislich oppositionellen Haltung zum Nationalsozialismus.

13 Jahre noch lebt Amalie Volz als Witwe in Canstatt, wo sie am 13. Oktober 1962 stirbt. Der damalige Landesbischof Haug nennt sie in einem Nachruf „eine Mutter der Kirche“.