Eugenie von Soden – Ort 1

EUGENIE VON SODEN

LEBENSDATEN
1858 – 1930

Frauenrechtlerin, Schriftstellerin, Lehrerin, Vertreterin der Bürgerlichen Frauenbewegung

ERINNERUNGSORT 1
Fabrikstraße 18, 73728 Esslingen am Neckar, Geburtshaus

ERINNERUNGSORT 2
Daimlerstr. 29, Stuttgart-Bad Cannstatt, Wohnhaus 1900 bis 1913

Eugenie von Soden wird am 21. Oktober 1858 in Esslingen geboren und wächst dort mit ihrer Zwillingsschwester und fünf weiteren Geschwistern auf. Ihre Eltern Theodor von Soden und Clementine geb. Camerer hatten mehrere Jahre in den USA gelebt, wo der Vater deutsche Sprache und Literatur an einem deutschen Gymnasium unterrichtete.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland gründet er 1857 mit seiner Frau, die über ein Lehrerinnenexamen verfügte, in der Esslinger Fabrikstraße eine private höhere Töchterschule mit Pensionat. Alle Töchter der von Sodens erhalten dort ihre Ausbildung.

Eugenie lebte unverheiratet bei den Eltern, arbeitete in der Schule mit und zog 1892 nach Schließung der Schule mit ihren Eltern nach Bad-Cannstatt, wo sie diese bis zu ihrem Tod pflegte. In dieser Zeit begann sie ihre schriftstellerische Laufbahn. Zunächst schrieb sie erste kleine Erzählungen und Gedichte. Den Gedichtband „Haidekraut” widmete sie ihrer Zwillingsschwester Frieda, die Erzählungen „Aus meiner Mappe” posthum ihrer Mutter. Berühmt geworden ist Eugenie von Soden aber durch ihre frauenpolitischen Schriften, die sie in der Schwäbischen Frauenzeitung veröffentlichte. Des Öfteren hatte sie ihre Brüder in Berlin besucht und dort Vertreterinnen der deutschen Frauenbewegung kennengelernt. Deren Ideen und Argumentationen brachte sie mit nach Stuttgart, wo sie in der Frauenbewegung aktiv wurde.

Eine bessere Bildung für Mädchen und Frauen war ihr Hauptanliegen. Eugenie von Soden beteiligte sich an der Gründung des „Vereins für weibliche Angestellte in Handel und Gewerbe”, wo sie die Kommission für Unterricht, Belehrung und Unterhaltung leitete. Sie hatte bereits 1896 eine Frauenlesegruppe gegründet, in der die Frauen durch Vorträge und Diskussionen zum Lesen animiert werden sollten.

Eugenie von Soden vertrat die Meinung, dass eine wirkliche Änderung der Situation der Frauen nur mit dem Frauenstimmrecht zu erreichen sei. So gründete sie 1904 zusammen mit anderen Frauen den Württembergischen Verein für Frauenstimmrecht, dessen Vorsitzende sie zeitweise war.

1906 war Eugenie von Soden zudem eine der Gründerinnen des Stuttgarter Frauenclubs. In diesem Frauenclub trafen sich Frauen und Mädchen gebildeter Stände, um – ähnlich wie in den Herrenclubs – gemeinsam zu lesen, zu speisen und zu diskutieren. Sie wohnte nach dem Tod der Eltern von 1913 bis 1917 im Haus dieses Clubs.

Eugenie von Soden gab 1913 zusammen mit einigen Kolleginnen die drei Bände des „Frauenbuchs” heraus. Mit diesen Bänden wollten sie eine „allgemeinverständliche Einführung in alle Gebiete des Frauenlebens der Gegenwart” geben. Der erste Band gibt einen Überblick über „Frauenberufe und Ausbildungsstätten”. Dabei ging es nicht nur um die klassischen Frauenberufe wie Lehrerin und Armenpflegerin, sondern beispielsweise auch um die Nationalökonomin, die Juristin und die Photographin. Dabei werden Ausbildungs- und Verdienstmöglichkeiten beschrieben. Im zweiten Band des Frauenbuchs geht es um die Frau als Gattin, Hausfrau und Mutter und der dritte Band informiert über die Politik, das Recht und das Staatswesen. Die Frauen sollten auf das Frauenstimmrecht vorbereitet werden.

Von 1917 bis zu ihrem Tod 1930 wohnte Eugenie von Soden zusammen mit Helene Lorenz in der Augustenstraße in Stuttgart. Sie starb in Baden-Baden, wo sie sich als Schwerkranke zur Kur aufgehalten hatte. Sie wurde in Esslingen im Familiengrab ihrer Eltern beigesetzt.