ILSE SCHULZ
LEBENSDATEN
20.09.1924 – 31.01.2009
Pflegepionierin
ERINNERUNGSORT
Ilse Schulz-Brunnen, Albert-Einstein-Allee 23 (Casino), 89081 Ulm
Moderne Dienstkleidung statt Haube, Professionalisierung statt Aufopferung, Teamarbeit statt Gehorsam: Ilse Schulz (geb. 20.09.1924 in Poppow, Lauenburg | gest. 31.01.2009 in Neu-Ulm) hat das Miteinander aller Berufsgruppen mit dem Ziel einer optimalen Patient*innenversorgung gefördert sowie die Krankenpflege maßgeblich geprägt. Ilse Schulz kam als Kind einer Bauernfamilie auf die Welt. Ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte sie in Hamburg und arbeitete unter anderem in Bonn, Istanbul und in Frederick, Maryland (USA). Von 1969 bis 1984 leitete sie schließlich als Zentraloberin den Pflegedienst der Ulmer Kliniken und entwickelte mit ihrer Fachkompetenz das Reformkonzept der pflegerischen Versorgung der Universitätsmedizin entscheidend weiter.
„Der Mensch im Mittelpunkt“ – diesem Leitgedanken folgte Ilse Schulz konsequent und richtete ihr Handeln stets danach aus. Aber nicht nur die Pflege war ihr ein wichtiges Anliegen. So engagierte sie sich besonders für die berufliche und gesellschaftliche Chancengleichheit sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern, unter anderem in ihrer Position als gleichberechtigtes Mitglied im Direktorium der Ulmer Krankenanstalten, dem späteren Universitätsklinikum Ulm. Außerdem regte sie mit ihren Publikationen über die Ulmer Frauen dazu an, hierarchische Denkweisen zu überwinden und leistete über viele Jahre hinweg wichtige Aufklärungsarbeit in der Ulmer Geschichtsforschung. Daraus entstand beispielsweise ihr erstes Buch „Schwestern, Beginen, Meisterinnen. Hygiesias christliche Töchter im Gesundheitswesen einer Stadt. Ein Beitrag zur Geschichte der Pflege und Heilkunde“. Im Jahr 2001 wurde Ilse Schulz der Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg für ihr Werk „Verwehte Spuren – Frauen in der Stadtgeschichte“ verliehen.
Zudem war sie wesentlich an der Umsetzung des Projekts „Frauen der Ulmer Stadtgeschichte“ beteiligt, das vom Sozialministerium Baden-Württemberg gefördert wurde und darauf abzielt, die Leistungen von Frauen in der Geschichte sichtbar zu machen. Als Initiatorin schlug sie dabei gemeinsam mit Eva Noller die Frauen der Ulmer Stadtgeschichte vor und lieferte die Daten und Texte. 2002 wurden im Rahmen dieses Projekts die ersten sieben Gedenk-Stelen für Frauen aus sieben Jahrhunderten der Ulmer Stadtgeschichte aufgestellt. Für ihre Verdienste und ihren Einsatz für die Gesellschaft erhielt Ilse Schulz 2007 die Bürgermedaille der Stadt Ulm.
Ilse Schulz lagen besonders zwei Dinge am Herzen: Der Fortschritt in der Pflege und der Mensch im Mittelpunkt der pflegerischen Tätigkeiten. Durch ihr Engagement und die Errungenschaften beim interdisziplinären Miteinander aller Berufsgruppen an der Uniklinik Ulm sowie der Professionalisierung des Pflegeberufs, ist ihr Name untrennbar mit der Bezeichnung Pflegepionierin verbunden.
Um an Ilse Schulz und ihre herausragenden Leistungen zu erinnern, haben Mitarbeitende des Universitätsklinikums Ulm mit Unterstützung des Frauenbüros der Stadt Ulm sowie verschiedener Gruppen des Ulmer Frauenforums, eine Spendeninitiative für einen Erinnerungsbrunnen gestartet. So konnte ein öffentlicher Trinkwasserbrunnen auf dem Klinikgelände errichtet werden. Der „Ilse Schulz-Brunnen“ wurde anlässlich des internationalen Tags der Pflege im Jahr 2016 am Oberen Eselsberg in Ulm eingeweiht. Damit ist ein Ort geschaffen, an dem man sich an Ilse Schulz und ihre Bedeutung für das Klinikum und die Stadt Ulm erinnern und durch frisches Wasser selbst Kraft schöpfen kann.
Die Einweihung des Trinkwasserbrunnens wurde vom „Ilse Schulz-Forum“ begleitet. Das Forum wurde 2015 ins Leben gerufen und dient seitdem zweimal jährlich dem Austausch und Wissenstransfer der verschiedenen Bereiche des Universitätsklinikums sowie der Öffentlichkeit.