
KATHARINA KEPLER
LEBENSDATEN
08.11.1547 in Eltingen – 13.04.1622 in Roßwälden
Mutter des Astronomen Johannes Kepler und der Hexerei beschuldigt
ERINNERUNGSORT 1
Carl-Schmincke-Straße 32, 71229 Leonberg
ERINNERUNGSORT 2
Dorfstraße 25, 73061 Ebersbach-Roßwälden (auf dem historischen Kirchhof der Benediktskirche, direkt neben dem Treppenaufgang von der Dorfstraße herkommend)
Katharina Kepler wird am 8. November 1547 in Eltingen als Katharina Guldenmann geboren. Von ihren Eltern wird Katharina im lutherischen Glauben erzogen. Die Krankheit ihrer Mutter nötigt Katharina dazu, bereits früh in der Gastwirtschaft ihrer Eltern auszuhelfen. In dieser lernt sie vermutlich auch ihren zukünftigen Ehemann, Heinrich Kepler kennen; das Paar heiratet am 15. Mai 1571.
Das erste Kind des Paares, Johannes, kommt nach sieben Monaten zur Welt. Es handelt sich um den später kaiserlichen Astronom Johannes Kepler. Von ihm stammen auch die meisten Informationen, über Katharina und Heinrich Kepler. In seiner Autobiographie beschreibt Johannes seine Mutter als „klein gewachsen, mager, ein dunkler Hauttyp“ und vom Wesen her als „scharfzüngig, reizbar und unangepasst“. Die Beziehung Katharinas und Heinrichs ist angespannt, als die Familie zur Unterstützung der Geschäfte zu den Schwiegereltern nach Weil der Stadt umsiedelt, verschlimmert sich die Situation.
Heinrich Kepler flüchtet 1574 als Söldner in die Spanischen Niederlande, lässt Frau und Kinder mitsamt dem Geschäft zurück. Ein Jahr später reist Katharina Kepler ihrem Mann nach, zwingt ihn zur Rückkehr. Die Familie lässt sich daraufhin in Leonberg nieder, wo sie zwei Jahre später auch das Bürgerrecht erhält. Doch die Ehe ist auch hier konfliktreich; im Januar 1589 verlässt Heinrich Kepler die Familie schließlich endgültig.
Katharina wird indes nachgesagt, sie habe ihren Mann durch Zauberei vertrieben. Eine Auseinandersetzung mit der Gattin eines Glasers sowie Katharinas Alter und ihre soziale Stellung in der Leonberger Gesellschaft tragen dazu bei, dass sie im Oktober 1616 als Hexe verhaftet und verhört wird. Ihr Sohn Johannes nimmt sich ihrer Verteidigung an, sodass sie gleich wieder freigelassen wird. In den folgenden eineinhalb Jahren erarbeitet der Amtsschreiber eine 280 Seiten umfassende Anklageschrift. Katharina wird am 7. August 1620 erneut verhaftet und nach Güglingen gebracht. Der peinliche Gerichtstag ist auf den 20. August 1621 datiert.
Die 73-jährige Katharina liegt 14 Monate in Ketten, als ihr schließlich die Folterinstrumente gezeigt werden, um sie zu einem Geständnis zu zwingen, bleibt sie standhaft, „und wenn man ihr auch jede Ader aus dem Leibe herausziehen würde, so wüsste sie doch nichts zu bekennen … sie wolle auch darauf sterben“. Im Oktober 1621 kann ihre Sohn Johannes Kepler ihre Freilassung durchsetzen, der Prozess endet mit einem Freispruch.
Am 13. April 1622, ein halbes Jahr nach Prozessende, stirbt Katharina Kepler.
Über Katharina Kepler wurde und wird vor allem im Zusammenhang mit dem Hexenprozess geschrieben. Am gründlichsten hat die Historikerin Ullinka Rublack in „Der Astronom und die Hexe“ die geschichtlichen Zusammenhänge aufgearbeitet. Lange war der Sterbeort von Katharina Kepler unbekannt. Nur das Sterbedatum war über das Leonberger Nachlassinventar bekannt. Olaf Saile verfasste 1931 den Roman „Kepler. Roman einer Zeitenwende“ und vertrat die Meinung, dass Katharina Kepler in Roßwälden gestorben sei. Erst die Recherchen von Archivarin Gabriele Mühlnickel-Heybach konnten belegen, dass Katharina Kepler mit höchster Wahrscheinlich in Roßwälden gestorben war. Höchstwahrscheinlich deshalb, weil sich der Tod über das Roßwälder Sterbebuch nicht mehr belegen lässt, da dieses nicht erhalten ist. Alle theoretisch als Sterbeort in Frage kommenden Gemeinden wurden überprüft, ohne jedoch einen Todeseintrag zu finden. Somit blieb Roßwälden als wahrscheinlichster Sterbeort von Katharina Kepler übrig. Dort lebte zum damaligen Zeitpunkt deren Tochter Margaretha Binder, die mit dem Pfarrer Georg Binder (1580-1634) verheiratet war.
Beide Frauen, Katharina Kepler und Margaretha Binder, sind heute noch als literarische Figuren lebendig. Katarina Kepler ist zum Beispiel in der Oper „Die Harmonie der Welt“ von Paul Hindemith aus dem Jahr 1957 zu finden. In der Spielzeit 2021/2022 stand die Musical-Oper „Katarina Kepler“ von Volker M. Plangg und Hartmut H. Forche auf dem Programm des Theaters Pforzheim. Hier waren die Rollen von Katarina Kepler, sowie von Margaretha Kepler und Pfarrer Georg Binder besetzt.


