Anna Schieber

ANNA SCHIEBER

LEBENSDATEN
12.12.1867 – 07.08.1945

Schriftstellerin

ERINNERUNGSORT
Augustinerstraße 2, 73728 Esslingen

Anna Schieber wird am 12. Dezember 1867 als fünftes Kind der Handwerksfamilie Schieber in Esslingen geboren. In ihren jungen Jahren besucht sie die Mädchenschule, arbeitet anschließend als Haustochter bis ihr Vater 1890 stirbt und die Familie nach Stuttgart umsiedelt. Infolge des Todes der Mutter nur wenige Jahre später, erhält Anna eine Stelle als Gehilfin im Stuttgarter Kunsthaus Schaller. Diese Stelle muss sie allerdings aufgeben: Anna erleidet eine schwere Lungenkrankheit, verlebt langwierige Aufenthalte in Lungenheilstätten.

Während dieser Zeit der Rekonvaleszenz widmet sich Anna dem Selbststudium und sammelt ihre ersten schriftstellerischen Erfahrungen, sodass bereits 1897 ihr Erstlingswerk »Aus des lieben Gottes Garten« unter dem Pseudonym Dora Hoffmann erscheint. Fünf Jahre später zieht Anna nach Uhingen, kommt dort bei der Pfarrersfamilie Albrecht unter, mit deren Sohn Friedrich, einem Theologen, Anna sich kurze Zeit später verlobt. Ein frühzeitiger Tod des Verlobten verhindert jedoch eine Ehe; Anna zieht nach Alpirsbach und engagiert sich zunehmend für die christliche Religion.

Anna unternimmt Reisen, lernt in Italien Marie Cauer, ihre spätere Lebensgefährtin kennen, kehrt erst mit Beginn des Ersten Weltkrieges wieder nach Deutschland zurück. Dort ist sie während des Krieges freiwillig in einem Lazarett tätig, einen Dienst, den sie 1917 krankheitshalber beenden muss.

Nach Kriegsende zieht Anna gemeinsam mit Marie Cauer nach Stuttgart-Degerloch, womit ihr literarisch produktivster und politisch engagiertester Lebensabschnitt beginnt.

Anna Schreiber veröffentlicht etwa 60 Bücher und unternimmt ausgedehnte Lese- und Vortragsreisen. Sie widmet sich besonders der Kinder- und Jugendliteratur, aber auch soziale Themen wie etwa Frauen und Mütter im Gefängnis bewegen sie. Zudem setzt sie sich für die Jugend- und Volksbildung, insbesondere für die politische Bildung der Frauen ein und wird 1919 für kurze Zeit Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. Während der NS-Zeit ist Anna Mitglied des nationalsozialistischen gelenkten Schwäbischen Dichterkreises; sie wird aber von der neueren Forschung mit Blick auf ihre Haltung zum Nationalsozialismus als indifferent eingeordnet.

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – das Haus in Degerloch zerstört, Anna und Marie beide nach Tübingen umgesiedelt – begeht Anna Selbstmord, sie wird auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt. Teile ihres literarischen Nachlasses finden sich Deutsche Literaturarchiv in Marbach.