Lisa Rees-Stier

Elisabeth Beate Stier wird am 09. November 1872 in Rottenburg am Neckar geboren, wächst mit vier Geschwistern dort zusammen auf. Über ihre Jugend ist wenig bekannt, erst infolge ihrer Ehe mit dem wohlhabenden Lehrer Carl Rees 1895, also mit 23 Jahren, ist wieder Näheres über Elisabeth, genannt Lisa, zu erfahren.

Das Ehepaar zieht nach Lörrach und Lisa beginnt, politisch-sozial aktiv zu werden. Sie gehört jener Generation an, die für die öffentliche Stellung der Frau Pionierarbeit leistet. Um die Jahrhundertwende beschäftigen Lisa besonders die niederen Arbeitslöhne für Familienväter mit zahlreichen Kindern, die neben der Armut auch häufig mit Krankheit zu kämpfen haben. Zunächst als Privatinitiative, dann als Fokus der Tätigkeiten des katholischen Müttervereins St. Bonifatius, als dessen Gründerin Lisa gilt, nimmt sie sich der Probleme an und setzt sich 1905 für den Bau eines Kindergartens ein.

Mit Einbrechen des Ersten Weltkriegs in Europa widmet sich Lisa der Nachtwache in Lazaretten bei verwundeten Soldaten, beteiligt sich nach dem Krieg in den Höchstzeiten der Konjunktur an der Einrichtung sogenannter »Mittelstandsküchen«, wo von der Geldentwertung betroffene Menschen unentgeltlich Speisen erhalten.

Immer in Bewegung, stets einen besorgten Blick auf die sozialen und konfessionellen Grabenkämpfe des frühen 20. Jahrhunderts bemüht sich Lisa um Ausgleich, betätigt sich in Schulkommissionen, Müttergenesungswerken und anderen sozialen Einrichtungen.

Lisa unternimmt zudem Vortragstätigkeiten: Im Mittelpunkt ihrer Reden stehen stets die Frau und die Bewältigung ihrer Probleme und Konfrontationen im Alltag sowie die Möglichkeit ihrer Erwerbstätigkeit. Doch nicht nur mündlich, auch schriftlich hält Lisa Rees-Stier Erinnerungen aus ihrem langen, wach an der schnellen Entwicklung teilnehmenden Leben fest, lässt Menschen daran teilhaben.

Für einige Jahre gilt Lisa als älteste Einwohnerin Lörrachs. Im Alter von 104 Jahren, am 17. September 1976 stirbt Lisa schließlich; ihr Andenken als Vorkämpferin der Frauenemanzipation und des sozialen Engagements jedoch bleibt unerschüttert.