Agnes Schultheiß

AGNES SCHULTHEISS

LEBENSDATEN
09.10.1873 – 10.12.1959

Pädagogin und Gründerin des Kath. Frauenbundes

ERINNERUNGSORT
Bahnhofstraße 8, 89073 Ulm

Agnes Schultheiß wird als elftes Kind der großbürgerlichen liberalen Familie Landmann am 09.01.1873 in Danzig zur Welt. Nach ihrer Ausbildung am Danziger Lehrerinnenseminar wird sie zunächst Lehrerin bei den Ursulinerinnen in Breslau, ehe sie anschließend neun Jahre an der von ihrer Schwester geleiteten „Höheren katholischen Mädchenschule“ in Danzig.

Von 1902 bis 1906 studiert sie als eine der ersten Frauen in Oxford Philologie, anschließend wechselt sie nach Bonn, um weiter Sprach- und Literaturwissenschaften zu studieren. Ihr Studium schließt sie mit dem Staatsexamen ab.

1906 heiratet Agnes den verwitweten Postbeamten Franz Schultheiß aus Tübingen, mit dem sie nach Ulm zieht. Schon während ihrer Zeit in Oxford kam Agnes Schultheis in Berührung mit der britischen Frauenbewegung sowie der Forderung nach einem Frauenwahlrecht. Für dieses setzt sie sich nun auch in Ulm ein, gibt dafür ihren Beruf als Lehrerin auf.

Nach der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 ruft sie die Ulmer Frauen in einer flammenden Rede im Saalbau dazu auf, von ihrem Wahlrecht auch Gebrauch zu machen:
„Das Recht hat die Pflicht geboren. Nehmt sie wahr. Das Gebot der Stunde heißt: Politisch handeln durch Aufklärung in der Presse, durch Einfluss auf die Männer, auf die zurückgekehrten Kriegsteilnehmer und vor allem durch die

Beteiligung an „Das Recht hat die Pflicht geboren. Nehmt sie wahr. Das Gebot der Stunde heißt: Politisch handeln durch Aufklärung in der Presse, durch Einfluss auf die Männer, auf die zurückgekehrten Kriegsteilnehmer und vor allem durch die Beteiligung an der Wahl.“

Ende 1918 tritt Agnes der Zentrumspartei bei, kandidiert zudem bei den Ulmer Gemeinderatswahlen. Blieb ihre Kandidatur zunächst erfolglos, rückt sie schließlich Ende 1919 als Stadträtin nach. Damit war sie neben Emmy Wechßler und Katherine Lutz eine der ersten drei Ulmer Stadträtinnen. Dem Ulmer Gemeinderat gehört Agnes Schultheiß bis 1928 an.

Ihr politisches Engagement beschränkt sich allerdings nicht nur auf die kommunale Ebene, sondern umfasst auch die Landes- und Reichsebene. Sie kandidiert für Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung, die Wahl zur Württembergischen Verfassungsgebenden Landesversammlung und für die Reichstagswahlen – allesamt erfolglos. Daneben ist Agnes Mitbegründerin und Vorsitzende einer Vielzahl katholischer Vereine.

Nach einer schweren Krankheit stirbt Agnes Schultheiß im Alter von 86 Jahren in Ulm-Wiblingen.