Ina (Wilhelmine) Rothschild

INA (WILHELMINE) ROTHSCHILD

LEBENSDATEN
13.05.1902 – 21.09.1985

sozial tätige Frau

ERINNERUNGSORT
Mülbergstraße 146, 73728 Esslingen am Neckar

Ina Rothschild wird als jüngste Tochter der Kaufmannsfamilie Herzfeld am 13. Mai 1902 in Höchst im Schwarzwald geboren. Sie erlernt den Beruf der Erzieherin, absolviert zudem noch eine Ausbildung zur Krankenschwester. Mit diesen Kenntnissen, erlangt sie ab 1923 die Stelle der Erzieherin bzw. ab 1929 der Hauswirtschafterin im israelitischen Waisenheim Wilhelmspflege in Esslingen.

Die ökonomischen und sozialen Krisen der Zeit wirken sich maßgeblich auf Inas Arbeit in der Einrichtung sowie auf ihre Zöglinge selbst aus. Empathie und Verständnis gegenüber den Kindern, die einer sich in Auflösung begriffenen Welt hilflos gegenüberstehen, sind besonders gefordert. Im Januar 1938 heiratet Ina Herzfeld schließlich den sehr viel älteren Heimleiter Theodor Rothschild. Fortan übernimmt sie die Funktion der Hausmutter.

Infolge einer antijüdischen Kundgebung auf dem Esslinger Marktplatz am 10. November 1938, der Reichspogromnacht, wird das Waisenhaus von aufgehetzten Bürgern überfallen. Lehrer werden misshandelt, Mobiliar, Bücher und Thorarollen zerstört. Wenige Monate später muss das Haus schließen. Die Kinder werden auf verschiedene Familien in Stuttgart und Umgebung verteilt. Ina und Theodor Rothschild kommen zunächst bei Verwandten in Esslingen unter. Die beiden ziehen kurze Zeit später in die württembergische Hauptstadt Stuttgart, arbeiten dort in der jüdischen Schule, ehe sie 1941 dazu gezwungen werden, in ein „Judenhaus“ zu ziehen. In äußert beengten Verhältnissen teilen sich Ina und Theodor mit vier weiteren Partien Küche und Bad, an ein Privatleben ist nicht zu denken.

Nach der verpassten Chance, bereits 1938 einen Ausreiseantrag in die USA zu stellen, versanden zahlreiche weitere Ausreiseanträge des Ehepaars Rothschild. Mit der Kriegserklärung Deutschlands an die USA ist an eine Ausreise trotz des inzwischen vorhandenen Affidavits ohnehin nicht mehr zu denken. Infolge der auf der Wannseekonferenz beschlossenen „Endlösung“ wird Theodor mit einem Heilbronner Oberlehrer zum jüdischen Transportleiter eines Deportationszuges nach Theresienstadt bestimmt. Ina arbeitet im selben Konzentrationslager als Krankenschwester, teilt sich einen Raum mit 27 anderen Frauen und pflegt kranke Häftlinge und Kinder.

Glücklicherweise kann sie am 5. Februar 1945 Theresienstadt mit dem einzigen ausgeführten Befreiungstransport in die Schweiz verlassen. Dort arbeitet Ina noch einige Zeit als Krankenschwester in einem Spital, ehe sie 1946 nach Philadelphia auswandert und als Privatschwester Arbeit findet.

Ina Rothschild stirbt am 21. September 1985 im amerikanischen Philadelphia.