Edith Trautwein

EDITH TRAUTWEIN

LEBENSDATEN
17.12.1882 – 08.07.1967

erste Pforzheimer Stadträtin

ERINNERUNGSORT
Neues Rathaus, Marktplatz 1, 75175 Pforzheim

Edith Trautwein wird am 17. Dezember 1882 als Tochter des Geheimen Regierungsrates Gustav Malm in Hannover geboren. Über ihre jungen Mädchenjahre ist nur wenig bekannt. Als junge Frau besucht Edith die Höhere Mädchenlehranstalt, die sie 1905 mit dem Examen als Staatliche Bibliothekarin in Berlin verlässt. Nach ihrem Abschluss lernt Edith ihren Mann, den Rechtsanwalt Karl Trautwein kennen. Die beiden heiraten und Edith zieht sich als Hausfrau in die gemeinsame Wohnung in Pforzheim zurück.

Doch das ruhige Hausfrauenleben erfüllt Edith nicht gänzlich: Sie beginnt mit dem Eintritt in die SPD ihre politische Karriere. 1922 wird Edith Trautwein als erste Frau in den Stadtrat von Pforzheim gewählt. Die „schöne, kluge Frau“, wie Zeitgenossen sie schildern prägt die Pforzheimer Sozialdemokratie der 20er Jahre entscheidend mit. Seit 1919 Mitglied des Bürgerausschusses ist sie des Weiteren Vertreterin des Landesausschusses für Arbeiterwohlfahrt und stellvertretendes Mitglied im Beirat des badischen Jugendamtes.

Von April 1928 bis 1929 sitzt sie als Nachrückerin im badischen Landtag. Ihr Engagement für die Rechte von Frauen führt zu Beginn der 20er Jahre zu einem beachtlichen weiblichen Mitgliederzuwachs der Pforzheimer SPD. Bekannt wird sie vor allem durch ihre zahlreichen, meist in überfüllten Sälen gehaltenen Vorträge zu Themen wie dem § 218, zu Prostitution und Geschlechtskrankheiten oder Schul- und Erziehungsfragen. Edith spricht sich auch gegen die Entlassung von Beamtinnen mit unehelichen Kindern aus. Als im Sommer 1921 das städtische Benckiserwehr-Bad als „Männer- und Knabenbad“ eröffnet wird, fordert sie die Öffnung des Bades auch für Frauen. Nachdem jedoch alle Proteste nichts bewirken können, „besetzen“ Frauen kurzerhand das Bad. Am 3. August 1921 gibt sich der Pforzheimer Stadtrat geschlagen und stimmt dem Antrag der SPD-Frauen zu.

Edith Trautweins politische Gegner werten insbesondere dieses Engagement als Beweis für eine zweifelhafte Moral. Edith lässt sich jedoch nicht beirren und setzt sich weiterhin für die Verwirklichung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein.